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Schweizerische Interessengruppe für Integrative Pädiatrie (SIGIP)

Jahresberichte

Jahresbericht 2023

Benedikt M. Huber, Freiburg
Mercedes Ogal, Brunnen
Elisabeth Müller, St. Gallen
Tido von Schoen-Angerer, Genf

Mitglieder und Koordinationsgruppe

Nach einem stetigen Zuwachs an Mitgliedern in den vergangenen Jahren hat sich die Mitgliederzahl im vergangenen Jahr mit 101 ordentlichen und 7 assoziierten Mitgliedern stabilisiert (Stand 01/2024). Die Mitgliedschaft ist weiterhin lediglich an das Interesse für die integrative Pädiatrie geknüpft, ohne dass damit weitere Verpflichtungen verbunden wären. Im Laufe des Jahres 2023 kam es zu einem Wechsel in der seit der Gründung der SIGIP im Jahr 2017 bestehenden vierköpfigen Koordinationsgruppe, die für die organisatorischen Aufgaben zuständig ist. An Stelle von Oswald Hasselmann, der sich im Rahmen seiner Pensionierung von den Aufgaben innerhalb der SIGIP zurückzieht, wurde Elisabeth Müller, Kinderärztin aus St. Gallen, in die Koordinationsgruppe aufgenommen.

Weiterbildung

Vielen Kinderärztinnen und Kinderärzte, die unter Einbezug verschiedener komplementärmedizinischer Methoden eine integrative Pädiatrie praktizieren, werden in den kommenden Jahren Nachfolger für ihre Praxen suchen. Allerdings ist die Nachfolge wie in anderen Bereichen keineswegs gesichert. Auch in der integrativen Pädiatrie hängt die Nachwuchsfrage eng mit der Aus-, Weiter- und Fortbildung zusammen und die SIGIP setzt sich spezifisch für die Weiter- und Fortbildung im Bereich der komplementären und integrativen Medizin ein. Während die Berücksichtigung der Komplementärmedizin in der medizinischen Ausbildung der Universitäten gesetzlich geregelt ist (Verfassungsartikel 118a), ist die Komplementärmedizin in den Weiterbildungsprogrammen nicht fest verankert. Dies trifft auch für die Weiterbildung zur Fachärztin/zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin zu. Aus diesem Grund hat die SIGIP im vergangenen Jahr einen Antrag zur obligatorischen Berücksichtigung der Komplementärmedizin (und integrativen Medizin) in der Weiterbildung zur Fachärztin/zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin erarbeitet und der Weiterbildungskommission von pädiatrie schweiz am 28.03.2023 offiziell vorgestellt. Dieser Antrag wurde damit begründet, dass es eine weit verbreitete und zunehmende Nachfrage und Nutzung von Komplementärmedizin bei pädiatrischen Patienten bzw. deren Eltern gibt, dass die Chancen und Risiken von komplementären Therapiemethoden Inhalt der Weiterbildung sein müssen, dass es ein wachsendes Interesse und eine grosse Nachfrage der (werdenden) Kinderärzte nach Weiterbildungen im Bereich der komplementären und integrativen Medizin gibt, und dass die im Verfassungsartikel 118a verlangte Berücksichtigung der Komplementärmedizin in der Lehre auch für die Facharzt-Weiterbildung gelten sollte. Die Mitglieder der Weiterbildungskommission sind dem Antrag der SIGIP mit Interesse und Verständnis begegnet. Allerdings wurde der Vorschlag, einen verpflichtenden Weiterbildungskurs (Pflichtkurse) zu etablieren, abgelehnt im Zusammenhang mit der aktuellen Revision des Weiterbildungsprogramms und der laufenden Umgestaltung hin zu einem kompetenzbasierten Weiterbildungskonzept. Die Integration der Komplementärmedizin in die kompetenzbasierte Facharzt-Weiterbildung wurde in Aussicht gestellt, bedürfte allerdings auf Seiten der SIGIP und ihrer Partner zeitliche und personelle Ressourcen, die aktuell nicht in ausreichendem Mass zur Verfügung stehen.

Es sei an dieser Stelle aber darauf hingewiesen, dass der Besuch von akkreditierten Fortbildungen im Bereich der Komplementärmedizin als sog. erweiterte Fortbildung auch an die Facharzt-Weiterbildung angerechnet werden kann.

Fortbildungen

Wie in den vergangenen Jahren hat die SIGIP auch 2023 zwei Fortbildungen organisiert, die im Anschluss an die halbjährlichen Mitgliedertreffen jeweils in Olten als Präsenzveranstaltung durchgeführt wurden. Im Frühjahr sprach Frau Dr. Angela Kuck aus Zürich (Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Fähigkeitsausweis Anthroposophische Medizin, Still- und Laktationsberaterin, ehem. Chefärztin Paracelsus-Spital Richterswil) über integrative Gynäkologie und Geburtshilfe mit konkreten Bezügen zur kinderärztlichen Praxis. Und im Herbst berichtete Frau Dr. Stéphanie Progin aus Pully bei Lausanne (Fachärztin Kinder- und Jugendmedizin mit Fähigkeitsausweis Phytotherapie) über den Einsatz von Phytotherapie in der pädiatrischen Praxis sowie über das von ihr erarbeitete «Vademecum de phytothérapie pédiatrique». Darin hat sie sämtliche in der Schweiz zugelassenen pflanzlichen Arzneimittel mit Dosierungen und Anwendungsmöglichkeiten im Kindes- und Jugendalter zusammengestellt. Es handelt sich hierbei um ein sehr nützliches Verzeichnis für die Praxis, dem man eine weite Verbreitung wünscht.

Für die Jahrestagung von pädiatrie schweiz in Interlaken hatte die SIGIP eine eigene Session zum Thema integrative Pädiatrie organisiert, an der der Kinderarzt Georg Soldner (München, DE) über die Prävention und Behandlung akuter und chronischer Entzündungen der Atemwege aus integrativmedizinischer Sicht sprach.

Zusätzlich konnte die SIGIP zusammen mit der Klinik für Pädiatrie am Kantonsspital Fribourg und dem Institut für Hausarztmedizin der Universität Fribourg als «special event» eine Fortbildung mit Frau Prof. Sunita Vohra aus Alberta, Canada, organisieren, die am 27.04.2023 als hybrid-Veranstaltung durchgeführt wurde. Sunita Vohra ist ausgewiesene Expertin und Forscherin auf dem Gebiet der integrativen Pädiatrie, Mitglied und ehemalige Präsidentin der Section on Integrative Medicine (SOIM) der American Academy of Pediatrics. Sie war bereits an der rein online durchgeführten Jahrestagung von pädiatrie schweiz 2021 mit einem Plenarvortrag vertreten und hat nun 2023 auf einer Reise durch Europa die Kinderkliniken in Genf und Fribourg besucht. Bei der SIGIP-Fortbildung sprach sie über «Transforming clinical experience to scientific evidence: research opportunities in complementary and integrative medicine» und konnte dabei das Forschungspotential im Bereich der integrativen Pädiatrie aufzeigen einschliesslich dem innovativen Ansatz der N-of-1 trials. Gleichzeitig ergab sich die Möglichkeit, die internationale Vernetzung der SIGIP über persönliche Beziehungen zu pflegen.

Erwähnt werden darf noch, dass die integrative Pädiatrie auf der Fortbildungsplattform von pädiatrie schweiz vertreten ist. Mehrere Vorträge zu Themen der komplementären und integrativen Medizin, die an der Jahrestagung von 2021 aufgezeichnet wurden, werden seit letztem Jahr auf der Plattform als e-learnings den Mitgliedern von pädiatrie schweiz zur Verfügung gestellt.

Weltkongress für integrative Medizin und Gesundheit

Bei dem im September 2023 in Rom stattgefundenen Weltkongress für integrative Medizin und Gesundheit war die SIGIP mit einigen Mitgliedern vor Ort vertreten sowie mit mehreren Beiträgen in den Pädiatrie-Sessions aktiv beteiligt. Die Pädiatrie war an diesem Kongress mit mehreren Sessions und einem eigenen Plenary-Track besonders stark im Programm repräsentiert. Berichtet werden kann auch von dem an diesem Kongress stattgefundenen internationalen Treffen der Kinder- und Jugendärzte, das von Ines von Rosenstiel (Niederlande), Sunita Vohra (Canada), Ricardo Ghelman (Brasilien) und Jan Vagedes (Deutschland) vorbereitet wurde und das an frühere Treffen anknüpfte – unter anderem an ein von der SIGIP organisiertes internationales online meeting anlässlich der Jahrestagung von pädiatrie schweiz im Jahr 2021. Neben der internationalen Vernetzung ging es dabei um den Austausch von Ideen zur Gründung einer internationalen Gesellschaft für integrative Pädiatrie, an der Vertreter aller 5 Kontinente beteiligt werden sollen.

Kontakt

Bei Interesse oder Fragen kann die SIGIP per E-Mail kontaktiert werden: integrativepaediatrie@gmail.com

Das nächste SIGIP-Mitgliedertreffen mit anschliessender Fortbildung ist am 21.03.2024 als Präsenzveranstaltung in Olten geplant.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Benedikt M. Huber
Zentrum für integrative Pädiatrie
Klinik für Pädiatrie
HFR Freiburg – Kantonsspital
Chemin des Pensionnats 2-6
1708 Freiburg
026 306 35 10
benedikt.huber@h-fr.ch