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BAG beendet die Finanzierung von SwissPedDose

Es gibt - Stand heute - keine gleichwertige Alternative.

Ende Februar hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitgeteilt, dass die finanzielle Unterstützung der Datenbank für Kinderarzneimittel SwissPedDose aus Spargründen nach sieben Jahren per Ende 2025 beendet wird. SwissPedDose ist ein Verein, in dessen Vorstand pädiatrie schweiz Einsitz hat.

Problematik

Der Einsatz von Medikamenten in der Kinder- und Jugendmedizin unterscheidet sich stark vom Einsatz bei Erwachsenen, weil Dosierungen dem Körpergewicht und dem körperlichen Entwicklungsstand anzupassen sind, Medikamente anders im Körper verweilen und ausgeschieden werden, andere Nebenwirkungen haben und in anderer Form zu verabreichen sind als bei Erwachsenen. Das ergibt eine ungleich höhere Komplexität für die Dosisfestlegung bei jedem einzelnen Patienten.

Die pädiatrische Dosierungsfindung ist ein langer Prozess, der oft mehrere Jahre länger dauert als in der Erwachsenenmedizin. Er endet nicht mit der Zulassung eines Medikaments durch die Behörden (Swissmedic). Die Dosierungsfindung ist für viele Medikamente ein kontinuierlicher Optimierungs- und Anpassungsprozess. Dies gilt besonders für den in der Pädiatrie häufig nötigen «off-label» Einsatz von Medikamenten, bei dem sich die verschreibende Fachperson nicht auf eine zugelassene Dosierung beziehen kann.

Der Qualitätsanspruch erfordert deshalb zwingend, dass neueste wissenschaftliche Daten und Expertenwissen fortlaufend in aktuelle Dosierungsempfehlungen für Kinder einfliessen, die von Ärzt:innen, Apotheker:innen und anderen Gesundheitsfachpersonen jederzeit rasch und kostenlos konsultiert werden können. Empfehlungen müssen zudem laufend mit den Schweiz-spezifischen Zulassungsvorgaben und Marktverfügbarkeiten abgeglichen sein, damit sie praktisch umsetzbar sind.

Dafür gibt es folgenden Gesetzesparagraphen (Art. 67 a SR 812.21 – Bundesgesetz vom 15. Dezember 2000) der die Führung einer nationalen pädiatrischen Datenbank für pädiatrische Arzneimitteldosierungen vorschlägt, und dafür ist SwissPedDose entstanden.

Lösungsansatz von SwissPedDose

Der Verein SwissPedDose (www.swisspeddose.ch) in dessen Vorstand pädiatrie schweiz als Gründungsmitglied vertreten ist, bildet ein Gefäss, in dem Expertenwissen aus der ganzen Schweiz kontinuierlich zusammengeführt, mit der aktuellsten wissenschaftlichen Literatur abgeglichen und zu einheitlichen Dosierungsempfehlungen harmonisiert wird. Expertenkonsens und Harmonisierung bedeuten Vertrauen seitens der Nutzer:innen, weil schweizweit die gleichen Empfehlungen gelten und ihre Herkunft transparent ist. Diese sind für alle Gesundheitsfachpersonen jederzeit auf https://db.swisspeddose.ch/de/ kostenlos einsehbar. Mit der Schaffung von SwissPedDose wurde eine Qualitätslücke in der Medikamentenversorgung von Kindern und Jugendlichen geschlossen.

Wie weiter?

Mit dem Entscheid des BAG verabschiedet sich die öffentliche Hand wieder aus der Verantwortung, für Kinder und alle zuständigen Gesundheitsfachpersonen einheitliche und jederzeit aktuelle Dosierungsempfehlungen bereitzustellen. Sie verabschiedet sich aus der Verantwortung, für Kinder die gleiche Qualität der Medikamentendosierung anzubieten wir für Erwachsene. SwissPedDose hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass die gesprochenen Gelder effizient, transparent und für die Bevölkerung nutzbringend eingesetzt wurden und werden.

Kurz nach Bekanntwerden des Entscheids des BAG hat der kommerzielle Software-Anbieter PEDeus www.pedeus.ch in einer Stellungnahme vom 10.03.2025 angeboten, «vom BAG die Rechte an der bestehenden Datenbank zu übernehmen, diese unentgeltlich weiterzuführen und den ambulant tätigen Pädiater:innen den Zugang kostenlos zur Verfügung zu stellen». 

Aus der Sicht des Vorstands von pädiatrie schweiz ist dieses Angebot ungenügend. Das Kernanliegen von SwissPedDose ist die Bereitstellung von transparent entwickelten, national harmonisierten und kontinuierlich aktualisierten Dosierungsempfehlungen, die unabhängig von echten oder empfundenen Partikularinteressen sind. Zudem soll die Datenbank nicht nur ambulant tätigen Pädiater:innen kostenlos zur Verfügung stehen, sondern auch Spitälern und Apotheken.

Es gibt – Stand heute – keine gleichwertige Alternative zu SwissPedDose. Angesichts der überschaubaren Kosten, die SwissPedDose seit 2018 verursacht hat, ist der Entscheid des BAG nicht nachvollziehbar. Die Zukunft von SwissPedDose nach 2025 ist ungewiss. pädiatrie schweiz wird alles daransetzen, den Verein auf der Suche nach alternativen Finanzierungsquellen zu unterstützen.